Der Weg zur künstlichen Befruchtung

Ein unerfüllter Kinderwunsch stellt eine seelische Belastung dar.
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Weltweit steigt die Anzahl an Kinderwunschpaaren. Die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch liegen häufig in Fruchtbarkeitsstörungen, die eine medizinische Behandlung erfordern.

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Das erste durch künstliche Befruchtung (IVF) entstandene Baby der Welt war Louise Brown aus England, geboren im Sommer 1978. Dies markierte einen Meilenstein in der Geschichte der Reproduktionsmedizin. Im Jahr 2010 erhielt der Erfinder der In-vitro-Fertilisation Robert Edwards den Medizin-Nobelpreis.

In Österreich wurde 1982 das erste IVF-Baby geboren. Weltweit wurden bereits mehr als zehn Millionen Kinder durch assistierte Reproduktionstechniken, kurz ART, geboren.

  • Weltweit steigt die Anzahl der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch, hauptsächlich bedingt durch Umweltfaktoren und Lebensstil. Zum Beispiel Missbrauch von Alkohol, Nikotin oder Drogen, Über- oder Untergewicht. 
  • Zwischen 2001 und 2023 stieg die Anzahl der künstlichen Befruchtungen in Österreich von 5.000 auf 12.390 Zyklen. 
  • In Österreich nehmen die meisten Frauen im Alter zwischen 31 und 35 eine Kinderwunschbehandlung in Anspruch. Am meisten Behandlungen finden österreichweit in Wien statt.
  • Neben dem Polycystischen Ovarialsyndrom (PCO), einer Hormonstörung bei Frauen im gebärfähigen Alter, war Endometriose – eine krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutterhöhle im Beckenbereich – die zweithäufigste Ursache für IVF-Behandlungen.

Es gibt verschiedene Gründe, warum trotz einer längeren Phase ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft eintritt. Diese Ursachen sind vielfältig und können individuell unterschiedlich sein.

Ursachen bei Frauen:

  • Gelbkörperschwäche (Lutealphaseninsuffizienz)
  • Störungen der Funktion der Eileiter (Tuben)
  • Endometriose
  • Funktionsstörungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse)
  • POF-Syndrom (premature ovarian failure)
  • Hyperprolaktinämie
  • Hyperandrogenämie
  • PCOS (Polyzystisches Ovarsyndrom)

Auch Myome und Polypen können die Fruchtbarkeit beeinflussen.

Ursachen bei Männern:

Die häufigste Ursache für männliche Unfruchtbarkeit besteht darin, dass die Zahl und Beweglichkeit der Spermien eingeschränkt sind. Diese müssen eine gewisse Mobilität aufweisen, um die Eizelle befruchten zu können. Neben angeborenen und hormonellen Ursachen kann die Spermienqualität von Krankheiten, Schadstoffen oder auch einer ungesunden Lebensweise beeinträchtigt werden.

Zu weiteren Faktoren zählen:

  • Krampfadern der Hoden
  • Mumps-Infektion
  • Störungen im Hormonhaushalt (z.B. zu wenig Testosteron)
  • Mechanische Behinderung (z.B. ein blockierter Samenleiter)

Eine erektile Dysfunktion bezeichnet die Unfähigkeit, eine ausreichende Erektion des Penis zu erreichen oder aufrechtzuerhalten. Diese Erektion ist jedoch für eine natürliche Befruchtung notwendig.

Ursachen bei beiden Partnern:

  • Psychische Belastungen
  • Chemo- bzw. Strahlentherapie oder Operationen
  • Allgemeine Stoffwechselerkrankungen
  • Genetische Ursachen
  • Verletzungen oder Fehlbildungen der Geschlechtsorgane
  • Lebensstilfaktoren und Umweltbedingungen
  • Immunologische Gründe

Sinn hat eine künstliche Befruchtung bei Sterilität, das heißt, wenn innerhalb eines Jahres bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft eintritt. Zum Unterschied dazu liegt eine Infertilität vor, wenn die Frau die Schwangerschaft nicht austragen kann.

Eine mögliche Therapie ist die Insemination: Dabei wird unter Ultraschallkontrolle der Gebärmutter der Samen des Mannes in die Eizelle der Frau gespritzt. Im Zuge einer künstlichen Befruchtung wird die Frau zunächst mit Hormonen stimuliert (GnRH, „Gonadotropin-Releasing-Hormon“), das führt dazu, dass mehrere Eizellen entstehen. Mittels Punktion werden mehrere Eizellen aus der Gebärmutter transferiert, in einer Schale wird die Samenzelle eingebracht, die – wenn sie stark genug ist – in die Eizelle eindringt. Ist die Samenzelle zu unbeweglich, um die Eizelle in vitro selbst zu befruchten, wird eine Samenzelle direkt in die Eizelle eingespritzt. Nach fünf Tagen werden die besten Embryonen wieder in die Gebärmutter eingebracht, andere werden eingefroren oder beseitigt.

Seit 1992 gibt es in Österreich ein Fortpflanzungsgesetz, der die rechtlichen Rahmenbedingungen sichert. Eine künstliche Befruchtung ist möglich, wenn die Frau unter 40, der Mann unter 50 Jahren ist und für die ungewollte Kinderlosigkeit Ursachen, wie verschlossene Eileiter, Hormonstörungen, schlechte Samenqualität oder -quantität uvm. vorliegen. 2018 lagen die Ursachen für Kinderlosigkeit zu 54,1 Prozent an schlechter Samenqualität, in 14.1 Prozent bei gynäkologischen Problemen der Frau und bei beiden Partner zu 38,1 Prozent. Die Kosten für eine künstliche Befruchtung werden in Österreich vom IVF-Fonds zu zwei Drittel getragen, 900 Euro kostet das Verfahren für die Betroffenen.

Seit der Gesetzesnovelle 2015 ist Frauen unter 30 Jahren auch eine Eizellenspende erlaubt, vorausgesetzt, die Empfängerin ist nicht älter als 45 Jahre. Diese ist angezeigt, wenn eine Frau über zu wenig Eizellen verfügt. Mit der Novelle ist auch lesbischen Paaren eine Befruchtung mittels Samenspende erlaubt. Der Spender muss diese als humanistischen Akt sehen und erhält keine finanziellen Mittel dafür. Außerdem ist es Kindern ab dem 14. Lebensjahr erlaubt, ihren biologischen Vater kennenzulernen.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Zuletzt aktualisiert:

21. März 2024

Erstellt am:

5. April 2019

Stand der medizinischen Information:

21. März 2024

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