Im Gegensatz zu Bluthochdruck, der gefäßschädigend wirkt und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt, ist niedriger Blutdruck in den meisten Fällen ungefährlich, nur selten steckt eine Krankheit dahinter. Der Körper wird weniger mit Blut und Sauerstoff versorgt, Schwindel, Herzstechen, Kopfschmerzen und Schwarzwerden vor Augen gehören zur Symptomatik. Sackt der Blutdruck z.B. beim Aufstehen zu schnell ab, kann es zu einer Ohnmacht kommen. Diagnostiziert wird niedriger Blutdruck anhand regelmäßiger Blutdruckmessungen.
Hypotonie bedarf nur selten medikamentöser Therapie, Maßnahmen wie Wechselduschen und Sport können die Symptome verbessern.
- Niedriger Blutdruck wird in der Fachsprache Hypotonie genannt.
- Betroffen sind vor allem junge, schlanke Frauen.
- Typische Symptome sind Schwindel, Kopfschmerzen und Herzstechen.
- Sport und Wechselbäder können die Beschwerden lindern. Medikamente sind nur in seltenen Fällen notwendig.
Art | auffälliger Blutwert |
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Definition | styolischer Wert unter 100 mmHg (Frau) bzw. 110 mmHg (Mann) |
Ursachen | genetische Veranlagung, Medikamente, Erkrankungen |
Risikogruppe | junge, schlanke Frauen |
Symptome | Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, kalte Hände und Füße |
Diagnose | regelmäßige Blutdruckmessung |
Therapie | Sport, Ernährung, selten Medikamente, bei Bedarf Behandlung der Grunderkrankung |
Exakte Zahlen zur Betroffenheit gibt es für Hypotonie nicht. Bestimmte Personengruppen sind jedoch vermehrt von niedrigem Blutdruck betroffen:
- Junge, schlanke Frauen
- Frauen und Mädchen mit Essstörungen (Bulimie, Magersucht)
- Jugendliche (v.a. Mädchen) in der Pubertät
- Ältere Personen mit niedrigem Körpergewicht
- Schwangere
- Leistungssportler, z.B. Langstreckenläufer
- Personen mit Herz-Kreislauf-, hormonellen bzw. neurologischen Erkrankungen
Ein normaler Blutdruck liegt in etwa bei 120 zu 80 mmHg. Der erste, höhere Wert ist der sogenannte systolische Blutdruck und beschreibt die Zeit, in der das Herz das Blut in den Kreislauf pumpt. Der niedrigere, diastolische Blutdruck misst die Zeit, in der das Herz "pausiert". Von niedrigem Blutdruck wird bei einem systolischen Wert unter 110 mmHg (Mann) bzw. 100 mmHg (Frau) und einem diastolischen Wert unter 60 mmHg gesprochen. Die Organe (z.B. Herz oder Gehirn) werden mit weniger Blut und folglich mit weniger Sauerstoff versorgt.
Symptome niedrigen Blutdrucks
Personen mit niedrigem Blutdruck sind häufig von folgenden Symptomen betroffen, die von einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut herrühren:
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Übelkeit
- Frösteln
- Kalte Hände und Füße, auch Kribbeln
- Blässe
- Bewusstseinsstörungen ("Dämmerzustand", Verwirrtheit etc.)
- Beim Aufstehen: Herzklopfen und -stechen, Schwarzwerden vor Augen, Schwindel, Ohnmacht (Synkope)
- Erhöhung der Herzfrequenz (hoher Puls)
- Schlafprobleme
- Müdigkeit
- Depressionen
- Wetterfühligkeit
Unterschiedliche Ursachen der Hypotonie
Niedriger Blutdruck kommt in verschiedenen Ausprägungen vor, die jeweils unterschiedliche Ursachen haben:
- Primäre oder essentielle Hypotonie: Diese Form des niedrigen Blutdrucks kommt am häufigsten vor (80 % aller Hypotonien). Hauptsächlich sind junge und schlanke Frauen betroffen. Warum die primäre (auch konstitutionelle) Hypotonie auftritt, ist weitgehend unbekannt. Die Erkrankung tritt familiär gehäuft vor, wird also vererbt und ist zumeist harmlos.
- Sekundäre Hypotonie: Sekundäre Hypotonie kann verschiedene Ursachen haben, z.B. als Nebenwirkung bestimmter Medikamente, Herzkrankheiten (z.B. Herzinsuffizienz), Erkrankungen des Hormonsystems, bei geringem Blutvolumen, zu niedrigen Natriumwerten (Hyponatriämie) oder längerer Bettlägerigkeit. Sie wird auch als symptomatische Hypotonie bezeichnet. Am wichtigsten ist die Abklärung der Grunderkrankung.
- Orthostatische Hypotonie: In diesem Fall liegt eine Störung der Blutdruck-Regelung vor, eine sogenannte orthostatische Dysregulation. Diese Form der Hypotonie zeigt sich, wenn der Betroffene sich aus einer liegenden Position (etwa nach 4-minütigem Liegen) aufrichtet. Bei Gesunden erhöht sich der Blutdruck dabei automatisch, bei Menschen mit orthostatischer Hypotonie funktioniert diese Regulation nicht, der Blutdruck sackt ab, es kommt zu Schwindel, Ohrensausen, Bewusstseinsstörungen oder sogar Ohnmacht. Liegend erholen sich Betroffene aber rasch wieder und erwachen nach kurzer Zeit. Orthostatische Hypotonie kann z.B. auch bei Diabetes mellitus auftreten. Treten die Ohnmachtsanfälle sehr häufig auf, kann eine Therapie mit blutdruckerhöhenden Medikamenten zu einer Besserung führen.
So ungefährlich niedriger Blutdruck häufig ist – in der Schwangerschaft kann er problematisch werden, da er das Baby z.B. durch unzureichende Durchblutung der Gebärmutter gefährden kann.
Um dies zu vermeiden, sollten Schwangere mit niedrigem Blutdruck diesen täglich überprüfen und mit gesunder Ernährung und ausreichender Flüssigkeitszufuhr (zirka 3 Liter pro Tag) gegensteuern. Antihypotonika kommen für Schwangere nicht infrage, da diese das Baby mehr gefährden als der niedrige Blutdruck an sich.
Viele Menschen haben oft jahrelang niedrigen Blutdruck, der nicht diagnostiziert wird, da es nicht zwangsläufig zu entsprechenden Beschwerden (Müdigkeit, Blässe, Schwindel etc.) kommt. Häufig wird er zufällig im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung oder bei der Abklärung der erlebten Symptome entdeckt.
Schellong-Test
Zur Diagnose von niedrigem Blutdruck steht an erster Stelle eine regelmäßig durchgeführte Blutdruckmessung. Mithilfe des Schellong-Tests werden im Rhythmus von 30 bis 60 Sekunden der Blutdruck und der Puls gemessen, zusätzlich ist auch eine Überwachung der elektrischen Herzaktivität mittels Elektrokardiographie (EKG) möglich. Um eine orthostatische Hypotonie zu bestimmen, wird der Schellong-Test zuerst im Liegen oder Sitzen und dann beim Aufstehen durchgeführt. Sackt der Blutdruck beim Aufrichten ab, ist eine orthostatische Hypotonie wahrscheinlich.
Kipptisch-Methode
Eine weitere Möglichkeit, um eine orthostatische Dysregulation zu diagnostizieren, ist die sogenannte Kipptisch- Untersuchung. Diese wird vor allem dann durchgeführt, wenn der Patient schon mehrere Ohnmachtsanfälle hinter sich hat. Dabei wird unter kontrollierten Bedingungen überprüft, wie sich der Blutdruck in unterschiedlichen Positionen (liegend oder stehend) verändert. Der Betroffene wird auf einem Tisch fixiert, der in die verschiedenen Positionen kippt. Blutdruck und Herztätigkeit werden währenddessen überwacht. Handelt es sich tatsächlich um orthostatische Hypotonie, "versackt" in stehender Position das Blut in die Beine, der Blutdruck fällt ab und es kann zu einer Ohnmacht kommen.
Abklärung anderer Ursachen
Ist der Blutdruck extrem niedrig und hat sich in kurzer Zeit stark verringert, wird der Arzt überprüfen, ob eine Grunderkrankung (z.B. Herzinsuffizienz, Diabetes oder Schilddrüsenunterfunktion) dahinter steckt. Dazu wird er zusätzlich zur Blutdruckmessung auch andere Untersuchungen, wie z.B. Blutabnahme, Ultraschall etc. anwenden, um die Ursache des niedrigen Blutdrucks zu ergründen.
Bei der sekundären oder symptomatischen Hypotonie steht die Behandlung der Grunderkrankung, die den niedrigen Blutdruck auslöst, im Vordergrund, z.B. die Behandlung einer Herzinsuffizienz, die richtige Einstellung des Blutzuckers bei Diabetikern oder die hormonelle Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion. Die Symptome der primären und orthostatischen Hypotonie können mithilfe einiger Änderungen des Lebensstils (Ernährung, Sport, Wechselduschen etc.) deutlich verbessert werden. Die Einnahme von Medikamenten (Antihypotonika) ist nur in wenigen Fällen erforderlich, z.B. wenn es sehr häufig zu Ohnmachtsanfällen kommt.
Solange es Ihnen trotz Hypotonie gut geht, handelt es sich prinzipiell um keine Krankheit. Sie müssen keine medizinischen Maßnahmen setzen. Ein aktiver Lebensstil mit entsprechender Ernährung reicht als "Therapie" völlig aus.
Niedriger Blutdruck ist weit weniger gefährlich als Bluthochdruck (Mitverursacher von Schlaganfall, Herzinfarkt etc.) und muss nicht zwangsläufig behandelt werden, kann aber dennoch zu unangenehmen Situationen wie z.B. Ohnmacht oder Beeinträchtigung der Lebensqualität, wie durch häufigen Schwindel, führen. Bei Ohnmachtsanfällen können Sie ungünstig stürzen und sich verletzen. Wenn Ihnen schwarz vor Augen wird und Sie das Gefühl haben, bald bewusstlos zu werden, legen Sie sich hin und lagern Sie die Beine hoch. Ist dies nicht möglich, bitten Sie umstehende Personen um Hilfe bzw. setzen Sie sich notfalls auf den Boden, um gefährliche Stürze zu vermeiden.
Folgendes können Sie außerdem tun, um den niedrigen Blutdruck zu stabilisieren und die Symptome zu bekämpfen:
- Bewegung: Regen Sie Ihren Kreislauf mit Ausdauersport wie Radfahren, Laufen oder Schwimmen an. So beugen Sie Müdigkeit vor und haben mehr Energie.
- Wechselduschen: Abwechselnd kaltes und warmes Duschen stabilisiert den Kreislauf.
- Ausreichende Salz- und Mineralienzufuhr: Salzreiche Ernährung lässt den Blutdruck steigen; vor übermäßigem Salzkonsum ist jedoch abzuraten, da dieser wiederum Bluthochdruck fördert. Salzen Sie Ihre Speisen einfach ein wenig mehr, aber übertreiben Sie es nicht.
- Viel trinken: Mit vermehrtem Salzkonsum steigt der Bedarf an Flüssigkeit, daher sollten täglich mindestens 2 bis 3 Liter Wasser, natriumangereichertes Mineralwasser oder Kräutertees getrunken werden. Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke helfen nur kurzfristig.
- Schlafposition: Mit höher gelagertem Kopf schlafen.