Hypochondrie (hypochondrische Störung)

Betroffene gehen sehr häufig zur Ärzt:in, um ihren Gesundheitszustand prüfen zu lassen.
© Moon Safari / stock.adobe.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Könnte das Krebs sein? Besteht die Gefahr eines Herzinfarkts? Sich um die eigene Gesundheit zu sorgen, ist grundsätzlich gut. Wird an dieser Sorge jedoch stark festgehalten und entsteht eine regelrechte Angst, ernsthaft erkrankt zu sein, könnte eine hypochondrische Störung dahinterstecken.

Medizinische Expertise

Eva Brunegger

Dr. Eva Brunegger

Ärztin für Allgemeinmedizin, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin
Premstätterstraße 3b, 8054 Graz-Seiersberg
www.arztgraz.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Häufig wird der Begriff "Hypochonder" abfällig für sehr wehleidige Personen verwendet. Eine echte hypochondrische Störung ist jedoch ein ernst zu nehmendes psychisches Problem. Betroffene leiden unter einer übermäßigen Angst, eine schwere Erkrankung zu haben, ohne dass sich diese Annahme diagnostisch bestätigen lässt. Hypochondrie kann im Rahmen einer Psychotherapie behandelt werden.

Zusammenfassung

  • Als Hypochondrie wird eine psychische Störung bezeichnet, die durch eine übermäßige Angst vor Krankheiten gekennzeichnet ist.
  • Dabei beobachten Betroffene ihren Körper fortlaufend und deuten jede kleinste Veränderung als ein Anzeichen für eine schwere Erkrankung. 
  • Die Ursachen sind noch nicht genau geklärt. Es gibt aber Risikofaktoren, die das Auftreten der Störung begünstigen können.
  • Hypochondrie kann im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt werden.

Hypochondrie im Überblick

Art Psychische Erkrankung
Ursachen vielschichtig und noch nicht genau geklärt
Symptome Zwanghafte Sorgen um die eigene Gesundheit, ständige Selbstbeobachtung und Überprüfung körperlicher Funktionen, unklare Symptome werden als Anzeichen für eine schwere Erkrankung gedeutet, Anzweifeln von Befunden, häufige Arztbesuche und Arztwechsel
Diagnose Untersuchungen zum Ausschluss organischer Ursachen, standardisierte Interviews oder Fragebögen
Behandlung Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie

FAQ (Häufige Fragen)

Was sind typische Symptome einer Hypochondrie?

Typische Anzeichen für Hypochondrie: 

  • Betroffene haben ständig Angst, ernsthaft erkrankt zu sein. 
  • Ihre Gedanken kreisen zwanghaft um die eigene Gesundheit.
  • Sie beobachten sich fortlaufend selbst und überprüfen körperliche Funktionen. Jede kleinste Veränderung wird als Indiz für eine schwere Erkrankung gedeutet.
  • Sie tun sich schwer, medizinische Feststellungen zu akzeptieren
  • Häufige Arztbesuche
  • Häufige Arztwechsel
Was kann man gegen Hypochondrie tun?

Hypochondrie kann im Rahmen einer Psychotherapie behandelt werden. Wichtig für den Behandlungserfolg ist, dass die Patient:in sich eingesteht, psychisch und nicht physisch krank zu sein.

Ist Hypochondrie eine Depression?

Nein, Hypochondrie ist eine psychische Störung, die durch eine übermäßige Angst vor Krankheiten gekennzeichnet ist. Hypochonder zeigen häufig aber auch Symptome einer Depression, weshalb auch Gemeinsamkeiten bei den Ursachen vermutet werden.

Als Hypochonder werden Menschen bezeichnet, die eine übermäßige Angst vor Krankheiten haben. Hypochonder scannen ihren Körper fortlaufend nach Abweichungen vom Normalzustand. Jede kleinste körperliche Erscheinung, wie z.B. starke Müdigkeit, Halskratzen oder Schwindel beim Aufstehen, werden als Anzeichen einer ernstzunehmenden Erkrankung gedeutet. 

Der Begriff Hypochondrie stammt aus dem Griechischen und bedeutet "unter den Rippenknorpeln", da die alten Griechen glaubten, dass sich hier der Sitz von Gemütskrankheiten befindet. 

Eine Sonderform der Hypochondrie ist die Cyberchondrie: 

Sie wird ausgelöst durch Informationen aus dem Internet, da diese hypochondrische Tendenzen verstärken können. Bei der Suche nach Antworten wird häufig auf Suchmaschinen zurückgegriffen. Durch das Googlen verschiedener Symptome können sich Sorgen und Ängste verstärken, ohne dass überhaupt eine Diagnosestellung erfolgte. 

Die Ursachen für eine hypochondrische Störung können vielschichtig sein und sind noch nicht genau geklärt. Es gibt Risikofaktoren, die das Auftreten einer Hypochondrie begünstigen können, wie:

  • Ein gesteigertes Angstempfinden durch emotional stark belastende Ereignisse in der Kindheit (z.B. schwere Erkrankung oder Todesfall in der Familie)
  • Ein überbehüteter, angstfördernder Erziehungsstil (harmlose körperliche Beschwerden werden dramatisiert)
  • Der Betroffene hat in der Vergangenheit schon mal eine bedrohliche Diagnose bekommen.
  • Ein falsches Verständnis von Gesundheit: Als gesund gilt für Hypochonder die völlige Abwesenheit von körperlichen Veränderungen und Unwohlsein. Dass es ab und an aber mal ein bisschen zwickt, darf vorkommen und ist völlig normal. 

Häufig zeigen Hypochonder auch Symptome einer Depression oder Zwangsstörung. Es werden deshalb auch Gemeinsamkeiten bei den Ursachen vermutet.

Ein typisches Anzeichen für Hypochondrie ist es, wenn Betroffene ständig Angst haben, ernsthaft erkrankt zu sein. Ihre Gedanken kreisen zwanghaft um die eigene Gesundheit. Fortlaufend beobachten sie sich selbst und überprüfen ihre körperliche Funktionen. Unklare körperliche Symptome werden dabei von den Betroffenen als Indikatoren für Krankheiten gedeutet. 

Eine Angst vor einer Erkrankung kann prinzipiell bei jedem Menschen auftreten. Sobald die Symptome jedoch von einer Ärzt:in abgeklärt werden und keine Krankheit festgestellt wird, sind psychisch Gesunde üblicherweise beruhigt. Hypochondern hingegen fällt es schwer, mit der Unsicherheit zurecht zu kommen, wenn sich nicht für jedes körperliche Symptom eine Ursache feststellen lässt. Sie gehen sehr häufig zur Ärzt:in, um ihren Gesundheitszustand prüfen zu lassen. Unauffällige Befunde werden infrage gestellt und die Kompetenz der Ärzt:in angezweifelt. Sie verlieren das Vertrauen und fühlen sich nicht ernstgenommen. Es kommt zu häufigen Arztwechseln.

Ein typisches Anzeichen für Hypochondrie ist es, wenn Betroffene ständig Angst haben, ernsthaft erkrankt zu sein. Ihre Gedanken kreisen zwanghaft um die eigene Gesundheit.

Dr. Eva Brunegger, Ärztin für Allgemeinmedizin, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin

Liegt der Verdacht einer hypochondrischen Störung vor, ist die erste Anlaufstelle in der Regel die Hausärzt:in, die die Patient:in an eine Psychiater:in überweist. Wichtig ist, dass die Ärzt:in vorab abklärt, dass den Symptomen keine organische Ursache (wie Tumor, Multiple Sklerose oder Schilddrüsenerkrankung) zugrunde liegt. 

Zur Diagnosestellung werden standardisierte Interviews oder Fragebögen (z.B. Whitley-Index) eingesetzt. Zu den diagnostischen Kriterien zählen:

  • Anhaltende Beschäftigung mit einer vermuteten Entstellung/Missbildung
  • Anhaltende Überzeugung (mind. 6 Monate), an höchstens zwei schweren körperlichen Erkrankungen zu leiden
  • Medizinische Untersuchungen oder Behandlungen aufgrund ständiger Sorgen und Leiden
  • Die Patient:in tut sich schwer, medizinische Feststellungen zu akzeptieren

Steht die Diagnose fest, hilft eine Psychotherapie. Wichtig für den Behandlungserfolg ist, dass die Patient:in sich eingesteht, psychisch und nicht physisch krank zu sein. 

Im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie lernt der Betroffene, wie Angst entsteht, warum sie zu seinem ständigen Begleiter wurde und mit welchen effektiven Strategien diese Angst kontrolliert und bewältigt werden kann. 

Realisiert der Kopf, dass die gesundheitlichen Sorgen völlig zu Unrecht bestehen, kann die Angst verlernt werden. So kann die Patient:in Schritt für Schritt aus den kreisenden Gedanken herausbegleitet werden und seine Ängste in den Griff bekommen.

Eventuell kann im Rahmen der Therapie auch der Einsatz von Medikamenten (z.B. Antidepressiva) sinnvoll sein.

Macht der Betroffene auf seine befürchtete "Krankheit" aufmerksam, reagieren Angehörige und Freunde oft zunehmend mit Unverständnis, weshalb er sich mehr und mehr von seinen Mitmenschen zurückzieht. Das soziale Leben kann dadurch massiv beeinträchtigt werden.

Um den Betroffenen zu unterstützen, ist es gut, wenn man seine Befürchtungen ernst nimmt, ihm hilft, seinen Gesundheitszustand realistisch einzuschätzen und ihn ermuntert, sich in Therapie zu begeben. Die behandelnde Therapeut:in kann Angehörige auch in die Therapie miteinbeziehen und Tipps und Infos zum Umgang mit der Erkrankung geben. 

Selbsttest

Bin ich ein Hypochonder?

Bin ich ein Hypochonder?

Als Hypochonder werden Menschen bezeichnet, die eine übermäßige Angst vor Krankheiten haben. Vermuten Sie von Hypochondrie betroffen zu sein? Machen Sie jetzt den Test und finden Sie es heraus! Bitte beachten Sie jedoch: Dieser Selbsttest liefert nur eine erste grobe Einschätzung. Ein persönliches, professionelles Gespräch kann eine solche Evaluation nicht ersetzen.

Jetzt starten

Bin ich ein Hypochonder?

Machen Sie sich oft Sorgen, dass Sie eine schwere Krankheit haben könnten?

Tritt eine Vielzahl an Schmerzen bei Ihnen auf?

Nehmen Sie biologische Prozesse, die in Ihrem Körper ablaufen, oft bewusst wahr?

Beschäftigen Sie sich viel mit Ihrer Gesundheit bzw. machen Sie sich viele Sorgen um Ihre Gesundheit?

Leiden Sie an verschiedenen Symptomen, die Ihrer Ansicht nach auf eine schwere Erkrankung hindeuten können?

Wenn Sie auf eine Krankheit aufmerksam werden (z.B. durch Radio, Fernsehen, Zeitungen oder jemanden, den Sie kennen), machen Sie sich dann Sorgen, dass Sie selbst daran erkranken könnten?

Wenn Sie sich krank fühlen und jemand Ihnen sagt, dass Sie besser aussehen, ärgern Sie sich dann?

Überprüfen Sie häufig Ihren Blutdruck und Puls, untersuchen Sie Ihre Brüste, Hoden oder Ihre Zunge überregelmäßig oft?

Wechseln Sie immer wieder zu neuen Ärzt:innen?

Fällt es Ihnen schwer, der Ärzt:in zu glauben, wenn sie Ihnen sagt, dass Sie sich keine Sorgen machen müssen?

Haben Sie das Gefühl, dass andere Menschen Ihre Erkrankung nicht ernst genug nehmen?

Glauben Sie, dass Sie sich mehr Sorgen um Ihre Gesundheit machen als die meisten anderen Menschen?

Haben Sie das Gefühl, dass mit Ihrem Körper etwas ernsthaft nicht in Ordnung ist, obwohl medizinisch bisher nichts festgestellt werden konnte?

Waren Sie selbst oder eine nahestehende Person in Ihrer Kindheit von einer schweren Erkrankung betroffen?


Autor:in:

  • Nathalie Lackner (Online-Redakteurin für medizinische Themen, RegionalMedien Gesundheit)

Redaktionelle Bearbeitung:

  • Nathalie Lackner (Online-Redakteurin für medizinische Themen, RegionalMedien Gesundheit)

Medizinisches Review:

  • Dr. Eva Brunegger (Ärztin für Allgemeinmedizin, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin)

Stand der medizinischen Information:


ICD-Code:

  • F45.2

Mehr zum Thema

Videos zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge