Sodbrennen (Refluxösophagitis, Refluxkrankheit)

Frau greift sich auf die Brust, weil sie Sodbrennen hat.
Etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet ein Mal im Monat unter Sodbrennen.
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Saures Aufstoßen und dumpfe brennende Schmerzen hinter dem Brustbein – vor allem nach einer üppigen Mahlzeit kann es schon einmal zu Sodbrennen kommen. Treten die Beschwerden jedoch häufiger auf, könnte eine Refluxkrankheit dahinter stecken.

Medizinische Expertise

Christoph Gasché

ao. Univ. Prof. Dr. Christoph Gasché

Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Heiligenstädterstraße 50-52, 1190 Wien
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Die Erkrankung entsteht, wenn der Ösophagussphinkter nicht mehr richtig schließt. Dieser Muskel sitzt am Ende der Speiseröhre zum Mageneingang und ist dafür verantwortlich, Speisen in den Magen zu befördern. Ist seine Schließfunktion gestört, kommt es zu einem Rückfluss des Mageninhaltes in die Speiseröhre (Reflux). Das brennende Gefühl des Brustbeins, das viele nach dem Essen plagt, geht von der hinter der Brust liegenden Speiseröhre aus. Durch die aggressive, aus dem Magen aufsteigende Magensäure wird die Speiseröhre angegriffen, wodurch dort eine chronische Entzündung entstehen kann.

  • Sodbrennen ist ein brennendes Gefühl in der Brust- und Magengegend.
  • Der Schmerz wird durch Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verursacht.
  • Auslöser für Sodbrennen können fettreiche Ernährung, Stress, Alkohol oder Nikotin sein.
  • Bei häufigem Sodbrennen sollte eine Endoskopie durchgeführt werden.

FAQ (Häufige Fragen)

Was löst Sodbrennen aus?

Zu den begünstigenden Faktoren für Sodbrennen zählen:

  • Erhöhtes Magenvolumen (nach dem Essen)
  • Erhöhter Magendruck (bei Übergewicht, Adipositas)
  • Ungesunder Lebensstil (Alkohol, Rauchen, fett- und zuckerreiche Ernährung)
  • Bestimmte Körperhaltungen – beim Liegen oder Bücken
  • Medikamente (z.B. bestimmte Arzneimittel bei Bluthochdruck oder Muskelrelaxantien)
Welche Erkrankung löst Sodbrennen aus?

Tritt Sodbrennen häufiger auf, könnte eine Refluxkrankheit dahinter stecken. Die Erkrankung entsteht, wenn der Ösophagussphinkter nicht mehr richtig schließt. Verschiede Ursachen kommen für diese Muskelschwäche in Frage, wie z.B. ein Zwerchfellbruch oder eine bakterielle Fehlbesiedelung im oberen Dünndarm.

Was hilft bei Sodbrennen?

Oft hilft es bei Sodbrennen bereits, Gewohnheiten zu ändern und Maßnahmen für einen gesünderen Lebensstil zu ergreifen, wie z.B. Ernährungsumstellung, weniger Alkohol trinken, mit dem Rauchen aufhören, Gewicht reduzieren.

Gelingt es nicht, die Beschwerden durch eine Änderung der Lebensweise in den Griff zu bekommen, können Medikamente zum Einsatz kommen.

Regelmäßiges Sodbrennen sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden: Etwa ein Drittel der Bevölkerung leidet ein Mal im Monat unter Sodbrennen.

Ungefähr 10 % ist von der sogenannten Gastroösophagealen Refluxkrankheit (englisch GERD) betroffen, von der man erst spricht, wenn Sodbrennen regelmäßig auftritt, das bedeutet 1 bis 2 Mal in der Woche.

Bei den GERD-Erkrankten weist die Schleimhaut der Speiseröhre vor allem an dem magennahen Ende Verätzungen auf. Das kann eine Reihe von Komplikationen zur Folge haben (z.B. Blutungen und Geschwüre) und birgt auch ein erhöhtes Krebsrisiko. So kann sich z.B. ein Barrett-Ösophagus bilden, eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs. Dabei wandelt sich die Schleimhaut der Speiseröhre (ein Plattenepithel) in jene Art der Schleimhaut um, die auch im Darm vorkommt (ein einschichtiges Zylinderepithel).

  • Dumpfer, brennender Schmerz hinter dem Brustbein
  • Schmerzen im Liegen – Magensaft kann im Liegen leichter in die Speiseröhre aufsteigen
  • Aufstoßen mit saurem Geschmack am Zungengrund und im Rachen
  • Beschwerden wie Husten, Heiserkeit und Schmerzen im Brustraum

Die Speiseröhre verengt sich kurz vor der Magenöffnung und wird üblicherweise von Muskeln der Speiseröhre und des Zwerchfells verschlossen. Dieser muskuläre Verschlussmechanismus funktioniert bei der Refluxkrankheit nicht richtig – Mageninhalt und Magensäure gelangen in die Speiseröhre, wodurch die Magenschleimhaut gereizt wird. Verschiedene Ursachen kommen für diese Muskelschwäche in Frage:

Zwerchfellbruch

Ein viel diskutierter Auslöser bei Sodbrennen ist die Hiatushernie (Zwerchfellbruch), die sich dort bildet, wo die Speiseröhre in den Magen übergeht.

Durch eine Muskelschwäche im Zwerchfell rutscht der obere Magenteil 1 bis 2 cm in den Brustraum nach oben, dadurch verlieren die Zwerchfellschenkel ihre unterstützende Wirkung auf den Ösophagussphinkter, den Muskel an der Grenze zwischen Speiseröhre und Magen. Somit öffnet und schließt sich der Ösophagussphinkter zur falschen Zeit und verursacht so Sodbrennen.

Sodbrennen in der Schwangerschaft

Vor allem im letzten Trimester der Schwangerschaft sind über 70 % der Frauen von Sodbrennen betroffen. Der Mutterkuchen produziert das Hormon Progesteron, das zur Entspannung der Uterusmuskeln führt. Progesteron entspannt aber auch den Ösophagussphinkter und verlangsamt die Arbeit des Magens, gleichzeitig entsteht durch den Fötus ein hoher Druck im Bauchraum. All diese Umstände begünstigen Sodbrennen in der Schwangerschaft.

Bakterielle Fehlbesiedelung des oberen Dünndarms

Durch Gasbildung im oberen Dünndarm kommt es zu einem erhöhten Innendruck, der entweder zu Luftaufstoßen oder zu Sodbrennen führen kann.

Zu begünstigenden Faktoren für die Verstärkung von Sodbrennen zählen:

  • Erhöhtes Magenvolumen (nach dem Essen)
  • Erhöhter Magendruck (bei Übergewicht, Adipositas)
  • Ungesunder Lebensstil (Alkohol, Rauchen, fett- und zuckerreiche Ernährung)
  • Bestimmte Körperhaltungen – beim Liegen oder Bücken
  • Medikamente (z.B. bestimmte Arzneimittel bei Bluthochdruck oder Muskelrelaxantien)
Grafik, die Magen und Speiseröhre darstellt
Ist die Schließfunktion des Ösophagussphinkter gestört, kommt es zu einem Rückfluss des Mageninhalts in die Speiseröhre.
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Sodbrennen ist an den typischen Symptomen erkennbar. Tritt Sodbrennen einmalig nach üppigem Essen auf, besteht kein Grund zur Sorge. Wer aber fortlaufend und lebenseinschränkend von Sodbrennen betroffen ist, sollte den Gang zur Ärzt:in (Gastroenterolog:in) nicht scheuen. In einem Ärzt:in-Patient:in-Gespräch (Anamnese) sollten Betroffene genau berichten, an welchen Beschwerden sie leiden, wann diese auftreten bzw. wie lange diese schon bestehen.

Bei Verdacht auf eine Refluxkrankheit gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Diagnose zu stellen:

  • Endoskopie der Speiseröhre: Bei der Magenspiegelung wird die Speiseröhre auf Verätzungen untersucht.
  • pH-Metrie: Bei der pH-Metrie wird ein sehr dünner Schlauch mit einer Sonde durch die Nase bis zum Ende der Speiseröhre gelegt und über 24 Stunden der pH-Wert in der Speiseröhre gemessen.
ao. Univ. Prof. Dr. Christoph Gasché, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie

Tritt Sodbrennen einmalig nach üppigem Essen auf, besteht kein Grund zur Sorge. Wer aber fortlaufend und lebenseinschränkend von Sodbrennen betroffen ist, sollte den Gang zur Ärzt:in nicht scheuen.

ao. Univ. Prof. Dr. Christoph Gasché, Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie

Gesünderer Lebensstil

Oft hilft es bei Sodbrennen bereits, Gewohnheiten zu ändern und Maßnahmen für einen gesünderen Lebensstil zu ergreifen, wie z.B.: 

  • Ernährungsumstellung
  • Weniger Alkohol trinken
  • Mit dem Rauchen aufhören
  • Gewicht reduzieren

Das Wichtigste ist, sich nach dem Essen nicht hinzulegen. Wer von Sodbrennen betroffen ist, sollte sich erst 3 bis 4 Stunden nach dem Essen in eine horizontale Lage begeben.

Wer an Sodbrennen leidet, sollte säurehaltige und -lockende Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte, Kaffee und Süßspeisen vermeiden und mehrere, kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen.

Medikamentöse Behandlung

Gelingt es nicht, die Beschwerden durch eine Änderung der Lebensweise in den Griff zu bekommen, können Medikamente eingesetzt werden. Es stehen verschiedene Arzneimittel zur Verfügung (wie Protonenpumpenhemmer, H2-Rezeptorblocker, Antazida, Alginate). Sie werden entweder durchgängig oder nach Bedarf (je nach Absprache mit der Ärzt:in) eingenommen.

Anti-Reflux-Operation

In schweren Fällen, wenn eine medikamentöse Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringt, kann ein operativer Eingriff nötig werden. Bei einer Anti-Reflux-Operation wird der obere Teil des Magens um das untere Ende der Speiseröhre befestigt. So soll der Verschluss verstärkt und verhindert werden, dass Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließen kann. Der Eingriff erfolgt meist laparoskopisch (minimal-invasiv) durch kleine Hautschnitte in die Bauchhöhle. Davor sollte aber unbedingt eine bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms ausgeschlossen werden.


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ICD-Code:
  • R12

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