Glioblastom

Detaillierter Gehirnscan, der den Bereich des Glioblastoms zeigt
Der Tumor wächst sehr aggressiv und wuchert auch in das gesunde Hirngewebe.
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Das Glioblastom stellt den häufigsten bösartigen Hirntumor bei Erwachsenen dar. Es handelt sich um eine äußerst komplexe Erkrankung, für die bislang keine Heilung existiert.

Medizinische Expertise

Ioannis Stavrou

Dr. Ioannis Stavrou

Facharzt für Neurochirurgie
Ziegelofengasse 41/14, 1050 Wien & Kuefsteingasse 17-19/1/1, 1140 Wien
www.vienna-neurosurgery.com
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Inhaltsverzeichnis

Das Glioblastom ist ein Tumor der sogenannten Gliazellen des Gehirns: Wenn diese Zellen sich sehr rasch teilen, entsteht ein schnell und diffus wachsender Tumor. Die durchschnittliche Lebensdauer ab der Diagnose beträgt etwa 15 bis 18 Monate. Eine Behandlung im Sinne lebensverlängernder Maßnahmen erfolgt in der Regel durch Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Pro Jahr erkranken etwa 3 Personen pro 100.000 Einwohner an einem Glioblastom. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen. Durch die kontinuierliche medizinische Forschung gibt es Hoffnung auf neue Behandlungsmöglichkeiten.

  • Ein Glioblastom ist der bösartigste bekannte Tumor seiner Art, wächst schnell und ist bislang nicht heilbar.
  • Starke Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder Ausfall von Hirnnervenfunktionen zählen zu typischen Beschwerden bei der ersten Diagnose.
  • In einer Operation soll der Tumor möglichst vollständig entfernt werden, anschließend folgen in der Regel eine Bestrahlung und Chemotherapie.
  • Im Rahmen klinischer Studien wird laufend an neuen Medikamenten und Behandlungsansätzen geforscht.
  • Im fortgeschrittenen Stadium werden eine palliative Behandlung sowie psychosoziale Betreuung des Betroffenen und der Angehörigen empfohlen.
Art bösartiger Hirntumor, IDH-Wildtyp, WHO-Grad 4
Ursache unbekannt
Symptome u.a. diffuse Kopfschmerzen, epileptischer Anfall, Wahrnehmungsstörungen, Wesensveränderungen und Reizbarkeit, Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, Seh- und Sprachstörungen, Lähmungen
Diagnose MRT, CT, Biopsie
Behandlung Operation, Strahlen- und Chemotherapie, TTF (Tumortherapiefelder)

FAQ (Häufige Fragen)

Wie bemerkt man ein Glioblastom?

Die Beschwerden hängen in der Regel vom betroffenen anatomischen Areal des Gehirns ab. Ein erstes Anzeichen können anhaltende und ungewohnte Kopfschmerzen oder ein epileptischer Anfall bzw. Krampfanfall sein. Aufgrund des zunehmenden Hirndrucks treten oft psychische Veränderungen und / oder neurologische Ausfälle auf.

Kann ein Glioblastom geheilt werden?

Leider ist das Glioblastom bislang nicht heilbar.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei einem Glioblastom?

Da die Krebserkrankung sehr unterschiedlich verläuft, ist eine langfristige Prognose schwierig und hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Zustand und auch von Art und Therapie ab. Ein unbehandeltes Glioblastom führt in den meisten Fällen in vier bis sechs Monaten zum Tod. Ein Langzeitüberleben, also über fünf Jahre hinaus, ist selten und betrifft nur einen kleinen Prozentsatz der Patient:innen (ca. 3- 5%).

Ein Glioblastom ist ein bösartiger, aggressiv wachsender Gehirntumor. Der Tumor entwickelt sich aus den Gliazellen, die das Stützgewebe des Gehirns bilden und die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark umhüllen, weswegen diese Tumorart den Gliomen zugeordnet wird.

Zu den Gliomen zählen u.a. folgende Hirntumore:

  • Ependymom
  • Gangliogliom
  • Astrozytom
  • Glioblastom

Das Glioblastom kann spontan entstehen (primäres Glioblastom) oder sich aus einem Astrozytom Grad 2 oder Grad 3 entwickeln (sekundäres Glioblastom). Die WHO klassifiziert das Glioblastom als Grad 4, was bedeutet, dass dieser Tumor sehr aggressiv wächst und auch in das gesunde Hirngewebe hineinwuchert. Dadurch ergibt sich für die betroffenen Patient:innen eine schlechte Prognose (kurze Lebenserwartung).

Für die Entstehung eines Glioblastoms gibt es keine nachweisbaren Ursachen. Es wurde in verschiedenen Studien angedeutet, dass diverse Faktoren wie Umwelteinflüsse, Stress, Lebensstil oder elektromagnetische Felder, etwa in der Frequenz des Mobilfunks, keine nachweisbare Rolle bei der Entstehung von Glioblastomen spielen. Die Entartung der Gliazellen erfolgt in der Regel willkürlich.

Allerdings gibt es Risikofaktoren, die ein Glioblastom begünstigen können, wie etwa:

  • Radioaktive Bestrahlung: Eine intensive Bestrahlung des Schädels im Kindesalter kann das Risiko, im Laufe des Lebens einen Hirntumor zu entwickeln, minimal erhöhen.
  • Vererbung: Erbliche Faktoren sind zwar weniger ausschlaggebend bzw. eine familiäre Häufung ist selten zu finden.
  • Alter: Obwohl auch jüngere Menschen betroffen sein können, steigt das Risiko, ein Glioblastom zu entwickeln, mit dem Alter. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 45. und 70. Lebensjahr.

Die Beschwerden hängen in der Regel vom betroffenen anatomischen Areal des Gehirns ab. Da der Tumor in der Regel sehr rasch wächst, nehmen die Beschwerden meist mit Fortschreiten der Erkrankung zu – werden auch zunehmend häufiger und stärker. Die Symptome können sich aber auch langsam verstärken oder plötzlich auftreten.

Ein erstes Anzeichen können anhaltende und ungewohnte Kopfschmerzen oder ein epileptischer Anfall bzw. Krampfanfall sein. Aufgrund des zunehmenden Hirndrucks treten oft psychische Veränderungen und / oder neurologische Ausfälle auf.

Zu den Hirndruckzeichen zählen u.a.:

  • regelmäßige Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Müdigkeit

Mögliche neurologische Störungen:

  • Sehstörungen
  • Gefühls- und Empfindungsstörungen
  • Sprachstörungen
  • Lähmungen
  • verminderte Gedächtnisleistung

Mögliche psychische Veränderungen u.a.:

  • depressive Verstimmungen, Depression
  • Desorientiertheit
  • Reizbarkeit
  • Veränderungen der Persönlichkeit
  • Konzentrationsstörung

Die Beschwerden hängen in der Regel vom betroffenen anatomischen Areal des Gehirns ab. Da der Tumor in der Regel sehr rasch wächst, nehmen die Beschwerden meist mit Fortschreiten der Erkrankung zu.

Dr. Ioannis Stavrou, Facharzt für Neurochirurgie

Bei Auftreten von den oben erwähnten Beschwerden oder (d.h. bei Verdacht auf einen Hirntumor inkl. eines Glioblastoms) ist die erste Ansprechpartner:in in der Regel die Hausärzt:in oder Neurolog:in. 

Nach einer ausführlichen Anamnese (Krankengespräch) sowie einer ausführlichen neurologischen Untersuchung und Tests erfolgt die Überweisung für ein bildgebendes Verfahren wie CT oder MRT, meist mit Gabe von Kontrastmittel. Durch das Kontrastmittel zeichnet sich der Tumor gut erkennbar von gesundem Gewebe ab. Dies ist auch wichtig, um die genaue Lokalisation des Tumors für die bevorstehende Operation festzustellen. Eine Gewebeprobe (Biopsie) wird dann meist im Rahmen einer chirurgischen Resektion (Entfernung des Tumors) zur histologischen Analyse entnommen.

Leider ist das Glioblastom unheilbar. Da die Krebserkrankung sehr unterschiedlich verläuft, ist eine langfristige Prognose schwierig und hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Zustand und auch von Art und Therapie ab. So beeinflussen u.a. Faktoren wie jüngeres Alter, weibliches Geschlecht oder ein guter Allgemeinzustand sowie ein kurzer Zeitabstand zwischen Diagnose und Operation die Prognose positiv.

Grundsätzliche Aussagen zur Prognose:

  • Ein unbehandeltes Glioblastom führt in den meisten Fällen in vier bis sechs Monaten zum Tod.
  • Eine Operation kann das Leben um bis zu neun Monate verlängern.
  • Eine anschließende Strahlentherapie kann das Leben um bis zu 12 Monate verlängern.
  • Eine ergänzende Chemotherapie kann das Leben um bis zu 15 Monate verlängern.
  • Meistens kommt es innerhalb von einem Jahr zu einem Rückfall (Rezidiv). Studien haben ergeben, dass längere Überlebenszeiten erreicht werden können, wenn es in den ersten Monaten nach der Diagnose zu keinem Rückfall kommt.
  • Ein Langzeitüberleben, also über fünf Jahre hinaus, ist selten und betrifft nur einen kleinen Prozentsatz der Patient:innen (ca. 3 – 5 %).

Derzeit ist das Glioblastom nicht heilbar. Verschiedene Therapien zielen insgesamt darauf ab, das Überleben zu verlängern und die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten.

In der Regel besteht die Behandlung aus drei Säulen, um die Lebensqualität zu verbessern und die Überlebenszeit zu verlängern: 

  • Operation, 
  • Bestrahlung, 
  • Chemotherapie. 

Je nach Verlauf kann auch ergänzend u.a. eine Immuntherapie im Rahmen von Studien zum Einsatz kommen.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten stehen derzeit zur Verfügung:

Operation In den meisten Fällen wird zunächst eine Operation (Resektion) empfohlen, die rasch nach der Diagnose stattfinden sollte. Dabei wird möglichst viel sichtbares Tumorgewebe entfernt, ohne gesundes Gewebe zu beschädigen. Da Glioblastome diffus infiltrieren, also unwillkürlich in gesundes Gewebe eindringen, bleiben in der Regel einzelne Tumorzellen zurück.
Bestrahlung Eine anschließende Bestrahlung soll verbleibende Tumorzellen gezielt abtöten.
Chemotherapie Auch eine Chemotherapie zählt zur Standardbehandlung. Zur Behandlung von Hirntumoren,insbesondere Glioblastomen, wird der wachstumshemmende Wirkstoff Temozolomid eingesetzt und in Tablettenform verabreicht.
Immuntherapie Durch eine Immuntherapie soll das körpereigene Immunsystem gegen die Tumorzellen gestärkt werden. Sie umfasst verschiedene Ansätze, z.B. Peptidvakzinierung, Onkolytische Viren, Radioimmuntherapie, Immun-Checkpoint-Hemmer. Diese Art von Therapie wird im Rahmen von klinischen Studien in spezialisierten onkologischen Zentren durchgeführt.
Tumortherapiefelder (TTF) Dabei handelt es sich um eine zielgerichtete nicht-invasive Behandlungsform, bei der Wechselstromfelder auf der Kopfhaut angebracht werden, mit dem Ziel, die Zellteilung zu stören. TTF können individuell und unter bestimmten Voraussetzungen nach der Strahlentherapie angewendet werden und unter Umständen dazu beitragen, das Überleben zu verlängern: Bei bestimmten genetischen Profilen von Glioblastomen beeinflusst die stundenlange tägliche Anwendung dieser Therapie den Verlauf der Erkrankung positiv.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen zählen zur Nachsorge. Im Falle eines Rückfalls (Rezidiv), wird das weitere Vorgehen individuell entschieden, u.a. erneute Operation, erneute Strahlen- und Chemotherapie.

Klinische Studien

Um neue Medikamente oder Verfahren zu untersuchen, laufen immer wieder klinische Studien wie neue entwickelte Immuntherapien.

Symptomatische Behandlung von Begleitsymptomen

Je nach Lokalisation des Tumors und Auftreten von Symptomen wie u.a. Kopfschmerzen, Thrombosen oder Lungenembolien nach einer Operation oder Fatigue richtet sich die ergänzende Behandlung nach den Beschwerden.

Behandlung im fortgeschrittenen Stadium

Da im fortgeschrittenen Stadium der Hirndruck steigt, ist die regelmäßige Gabe von 
Kortikoiden indiziert. Auch werden Beruhigungsmittel verabreicht, um Schmerzen Angst-
bzw. Spannungszustände zu lindern.

Zudem ist im fortgeschrittenen Stadium eine kompetente Palliativbehandlung erforderlich. Es wird empfohlen, bereits in einem frühen Stadium festzulegen, wie eine palliative Betreuung gestaltet werden soll. Die Betreuung kann unter Einbindung von Pflegediensten und palliativmedizinisch spezialisierten Ärzt:innen ambulant oder stationär erfolgen, auf einer Palliativstation oder in einem Hospiz.

Unterstützung und Hilfestellung

Die Diagnose Glioblastom und die anschließende Zeit bedeuten für Betroffene und ihre Angehörige eine außergewöhnlich starke psychische Belastung. Eine psychotherapeutische Behandlung und Seelsorge der Patient:in und der Angehörigen wird empfohlen.


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Medizinisches Review:
Stand der medizinischen Information:


ICD-Code:
  • C71.9

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