Progesteron (Gelbkörperhormon, Corpus-luteum-Hormon)

Uterus als Symbolbild für Progesteron
Das Geschlechtshormon Progesteron spielt unter anderem bei der Periode eine wichtige Rolle.
© Alena Menshikova / Shutterstock.com
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Progesteron ist ein weibliches Geschlechtshormon. Der Progesteronspiegel im Blut ist ein wichtiger Indikator für das Funktionieren des weiblichen Menstruationszykluses – und Progesteron ist ausschlaggebend und unbedingt notwendig für die Fruchtbarkeit der Frau.

Medizinische Expertise

Doris Maria Gruber

Univ.-Prof.in Dr.in Doris Maria Gruber

Fachärztin für Frauenheilkunde & Geburtshilfe
Lainzerstraße 147/1/4, 1130 Wien
www.frauenaerztin-gruber.at
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Inhaltsverzeichnis

Progesteron kommt auf natürliche Weise im weiblichen Körper – ab der Pubertät in nennenswerter Weise – vor. Auch der männliche Körper produziert Progesteron, wenn auch in wesentlich geringeren Mengen.

  • Progesteron ist ein zentrales weibliches Geschlechtshormon.
  • Progesteron kommt auf natürliche Weise im Körper vor und gehört zur Gruppe der Steroidhormone.
  • Die Progesteronkonzentration schwankt im Verlauf des Zyklus stark.
  • Progesteronhöchstwerte werden in der zweiten Zyklushälfte nach einem Einsprung (Ovulation) gemessen.
  • Die Bestimmung des Progesteronspiegels ist unter anderem sinnvoll bei unerfülltem Kinderwunsch, unregelmäßigen Blutungen und hormonell bedingten Erkrankungen.
  • Bei einem Mangel kann Progesteron medikamentös verabreicht werden.
Art weibliches Geschlechtshormon
Funktion reguliert Vorgänge wie Menstruationszyklus oder Schwangerschaft
Bestimmung des Progesteronspiegel vorwiegend aus dem Blutserum
Progesteron als Medikament zur Unterstützung bei unerfülltem Kinderwunsch bzw. bei Anovulation, zur hormonellen Verhütung, bei Menstruations- oder Wechselbeschwerden

Progesteron ist ein wichtiges Geschlechtshormon aus der Gruppe der Steroidhormone. Es kommt auf natürliche Weise im Körper vor und spielt vor allem im weiblichen Organismus eine wichtige Rolle. Progesteron wird nach erfolgter Ovulation reichlich gebildet, reguliert Vorgänge wie den Menstruationszyklus und ermöglicht bzw. stabilisiert eine Schwangerschaft. Liegt ein Progesteronmangel vor, kann eine Frau* nicht schwanger werden, bzw. kann dies zu einer Fehlgeburt führen.

*Zur einfacheren Verständlichkeit bezeichnen wir Menschen mit männlichen Geschlechtsmerkmalen als Männer und Menschen mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen als Frauen. Erfahren Sie mehr dazu, wie wir geschlechtsneutrale Sprache auf MeinMed.at nutzen.

Progesteron wird vom sogenannten Gelbkörper (Corpus luteum) in den Eierstöcken in der zweiten Zyklushälfte (Lutealphase, Gelbkörperphase) gebildet. Eine geringe Menge entsteht zusätzlich in den Nebennieren. Während der Schwangerschaft wird Progesteron in der Plazenta produziert. Die Ausschüttung von Progesteron passiert nicht gleichmäßig, sondern hängt vom Menstruationszyklus ab:

  • Follikelphase: In der ersten Hälfte des weiblichen Zyklus (Tag 1 der Menstruation bis zum Eisprung) ist die Progesteronkonzentration im Blut gering.
  • Nach einem Eisprung: Die Progesteronkonzentration ist deutlich erhöht.
  • Schwangerschaft: Tritt eine Schwangerschaft ein, steigt der Progesteronspiegel weiter an und unterstützt die Frühschwangerschaft.
  • Keine Schwangerschaft: Kommt es nicht zu einer Schwangerschaft, fällt der Progesteronspiegel ab und die Menstruationsblutung setzt ein.
  • Während in der ersten Zyklushälfte unter Einfluss von Östrogen die Schleimhaut in der Gebärmutter wächst, wird diese in der zweiten Hälfte unter der Einwirkung von Progesteron auf die Einnistung der Frucht vorbereitet. Die Gefäße und Drüsen der Gebärmutterschleimhaut werden aktiv, um den Embryo mit Nährstoffen versorgen zu können.
  • Progesteron vermindert die Muskelaktivität der Gebärmutter – das verhindert eine Abstoßung der eingenisteten Frucht.
  • Progesteron bewirkt außerdem einen Temperaturanstieg im Körper in der zweiten Zyklushälfte (die Körpertemperatur steigt um ca. 0,3 – 0,5°C). Dieser Umstand kann sowohl zur Verhütung als auch zur Planung einer Schwangerschaft herangezogen werden.
  • Progesteron fördert das Wachstum der Brustdrüsen bei bestehender Schwangerschaft, um diese auf die Milchbildung vorzubereiten.

Progesteron ist für einen stabilen Zyklus wichtig. Bei einem Mangel kommt es zu Zyklusstörungen. Das Hormon wirkt sich auch auf andere Organsysteme wie Knochen, Darm, Blutgefäße sowie Gehirn aus. Während Östrogene eine psychische Stimulation bewirken, hat Progesteron eine eher dämpfende bzw. beruhigende Wirkung.

Progesteron wird vorwiegend aus dem Blutserum bestimmt. Da die Konzentration im Verlauf des Menstruationszyklus stark schwankt, ist für die Messung der Zyklustag wichtig. In folgenden Fällen kann die Bestimmung des Progesteronwertes sinnvoll sein:

  • unerfüllter Kinderwunsch
  • unregelmäßige Blutungen
  • hormonell bedingte Erkrankungen
  • bei einer Kinderwunschbehandlung
  • im Vor-Wechsel

Die Grenzwerte für Progesteron sind von Labor zu Labor marginal verschieden. Daher sind bei der Beurteilung des Progesteronspiegels immer die jeweiligen Referenzbereiche des Labors zu berücksichtigen. Eine umfassende Beurteilung des Progesteronspiegels ist nur unter Kenntnis des Zyklustages und im Kontext mit den restlichen Hormonwerten aussagekräftig.

Tabelle zur Orientierung

Phase Norm
Follikelphase < 0,1 ng/ml
Ovulation 1 bis 2 ng/ml
frühe Lutealphase > 5 ng/ml
mittlere Lutealphase > 12 ng/ml
postmenopausal < 1 ng/ml
präpubertär 0 bis 2 ng/ml
Schwangerschaft 1. Trimester 10 bis 50 ng/ml
Schwangerschaft 2. Trimester 20 bis 130 ng/ml
Schwangerschaft 3. Trimester 130 bis 423 ng/ml

Quelle: flexikon.doccheck.com/de/progesteron

Bei Männern liegt der Normwert für Progesteron zwischen 0,3 und 1,2 ng/ml.

Ist der Progesteronwert zu hoch, kann das unter anderem folgende Ursachen haben:

  • Schwangerschaft
  • Adrenogenitales Syndrom (AGS)
  • Zyklusstörungen
  • Medikamente, die Progesteron enthalten (z.B. Antibabypille)

Ist der Progesteronwert zu niedrig, kann das unter anderem folgende Ursachen haben:

  • Gelbkörperschwäche (Corpus-luteum-Insuffizienz)
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom
  • Wechseljahre
  • nicht intakte intrauterine Schwangerschaft (Abortus)
  • Eileiterschwangerschaft (Extrauteringravidität)

Der Einsatz von Progesteron als Medikament dient meist dazu, einen Mangel an körpereigenem Hormon (sowohl bei der jungen als auch bei der Frau im Wechsel) auszugleichen. Es gibt natürliches Progesteron als Zäpfchen, Tabletten und Cremes. Synthetisches Progesteron (Gestagene) kommt häufig in Kombination mit Östrogenen zum Einsatz. Die Präparate werden vor allem zur hormonellen Verhütung, Zyklusregulierung und bei Menstruations- oder Wechselbeschwerden eingesetzt.

Über die Funktion des Progesterons im männlichen Körper ist deutlich weniger bekannt als über seine Aufgaben im weiblichen Organismus. Was man aber weiß: Bei Männern wird Progesteron von den Leydig-Zwischenzellen in den Hoden gebildet. Eine geringe Menge entsteht zusätzlich in der Nebenniere. Progesteron ist unter anderem wichtig für die Spermiengesundheit.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

18. Januar 2023

Erstellt am:

15. November 2022

Stand der medizinischen Information:

15. November 2022

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