Die Blutdruckmessung ist eines der häufigsten Untersuchungs-Verfahren und wird unter anderem bei Vorsorgeuntersuchungen, in der Diagnosestellung von Erkrankungen und zur Kontrolle der Kreislaufsituation ("Vitalzeichen" in Notfallsituationen, nach Operationen etc.) verwendet. Es gibt unterschiedliche Blutdruckmessgeräte: mechanische, elektronische sowie die 24h-Blutdruckmessung. Generell ist die Untersuchung risikoarm und schmerzfrei. Die Kurzbezeichnung RR geht auf den Erfinder der Blutdruckmessung, Riva-Rocci, zurück.
Während der Blutdruck den Druck in arteriellen Blutgefäßen angibt, gibt der Puls die Zahl der Herzaktionen pro Minute an.
- Vorsorge: Ein normaler bzw. gut eingestellter Blutdruck ist eine wichtige Vorsorgemaßnahmen gegen Herz-Kreislauferkrankungen. Werden beim Blutdruckmessen höhere Werte festgestellt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Folgeerkrankungen eines dauerhaft erhöhten Blutdrucks können zum Beispiel Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen sein.
- Diagnosestellung: Bei Verdacht auf Bluthochdruck (Hypertonie) werden mehrere Wiederholungsmessungen vorgenommen um eine Diagnose stellen zu können. Bei Herz-Kreislauferkrankungen, Gefäß- oder Nierenerkrankungen oder Schock ist die Blutdruckmessung ein Teil der diagnostischen Maßnahmen.
- Verlaufskontrolle, Operations-/Behandlungsnachsorge: Bei Hypertonie und vielen anderen chronischen Krankheiten (z.B. Herzerkrankungen, Nierenerkrankungen, Diabetes) muss der Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden. Die Obergrenze für einen normalen Blutdruck ist abhängig von Alter, speziellen Erkrankungen, bestehender Behandlung und dem Gesamtzustand. Sie liegt in etwa bei 140/90 mmHg, kann aber in Absprache mit dem Arzt auch niedriger angesetzt werden, in bestimmten Fällen auch höher. Auch ein zu niedriger Blutdruck (unter 90/60 mmHg) sollte untersucht und je nach Ergebnis gegebenenfalls behandelt werden.
Beim gesunden Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren liegt ein normaler Blutdruck in Ruhe bei etwa 120/80 mmHg. Mit zunehmendem Alter steigen die Werte etwas an. Der Grund dafür ist das natürliche Nachlassen der Dehnbarkeit der Blutgefäße. Vorübergehende Erhöhungen während körperlicher Arbeit, Stress, Schmerz oder Angst sind eine normale und wichtige Funktion des Körpers zur Deckung des erhöhten Sauerstoffbedarfs im Gewebe.
Bluthochdruck (Hypertonie) kann die Folge von Krankheiten bzw. Organschäden sein (zirka 5 % aller Fälle von Bluthochdruck):
- Gefäß- oder Nierenerkrankungen,
- Schilddrüsenerkrankungen und andere Hormonstörungen
- Medikamente (bestimmte Schmerzmittel, "Pille", hoch dosiertes Kortison etc.)
- Herzerkrankungen
- Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist ein Sonderfall und immer sofort behandlungsbedürftig
Oder "anlagebedingt" sein (die allermeisten Fälle), meist verstärkt durch:
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Anhaltende psychische Belastung
- Unbekannte Faktoren
Ein zu niedriger Blutdruck (Hypotonie) ist bei jungen Menschen häufig und meist harmlos. In seltenen Fällen liegt die Ursache dafür in einer Herzerkrankung, dann ist er praktisch nie das einzige Symptom. Bei älteren Menschen ist eine Hypotonie immer ein Grund, nach der Ursache zu suchen. Oft ist ein Medikament die Ursache, gelegentlich Flüssigkeitsmangel, eine Herzschwäche oder andere Erkrankung.
Unterschiedliche Geräte stehen beim Blutdruckmessen medizinischem Fachpersonal oder dem Laien zu Hause zu Verfügung:
Mechanisches Blutdruckmessgerät
Zur Blutdruckmessung wird eine Manschette am Oberarm angelegt. In der Ellenbeuge wird mit Hilfe eines Stethoskops der Puls abgehört. So können der systolische und der diastolische Blutdruck gemessen werden.
Elektronisches Blutdruckmessgerät
Eine Alternative sind elektronische Blutdruckmessgeräte für Oberarm oder Handgelenk. Der Patient muss dabei nur die Manschette korrekt nach Anleitung anlegen und das Gerät einschalten. Die Messung erfolgt automatisch durch das Gerät. Praktisch für zu Hause, Fehlerquellen wie falsche Anlage der Manschette, falscher Zeitpunkt der Messung oder falsche Armhaltung müssen ausgeschlossen werden. Zu empfehlen ist eine Vergleichsmessung beim Arzt, denn nicht alle im Handel befindlichen Geräte liefern zuverlässige Werte. Es sollten grundsätzlich nur geprüfte Geräte erworben werden!
Langzeit-Blutdruckmessung
Bei einer Langzeit-Blutdruckmessung wird dem Patienten ein Gerät angelegt, das er 24 Stunden lang tragen muss. In Zeitintervallen von 15 oder 30 Minuten wird der Blutdruck automatisch gemessen. Der Sinn dieser Messung ist es, den Verlauf des Blutdrucks über den ganzen Tag inklusive Nacht zu messen.
Die Messung des Blutdrucks ist nach kurzer Einschulung einfach, und kann außer von Ärzten auch von Apothekern, Pflegepersonen und Laien (Patient, Angehörige) durchgeführt werden Die Interpretation der gemessenen Werte muss gemeinsam mit dem behandelnden Arzt erfolgen, ebenso die Festlegung der eventuell zu treffenden Maßnahmen. Zu besprechen ist auch, wie oft, in welchen Situationen und auf welche Weise zu messen ist (eventuell im Stehen, an beiden Armen usw.).
Falsche Werte sind das einzige Risiko der Blutdruckmessung: Falsch niedrige Werte führen zur Unterschätzung der Gefährdung, falsche hohe Werte zu Angst (eventuell mit der Folge steigender Blutdruck) oder falschem (überhöhtem) Einsatz von Medikamenten.
Besondere Situationen:
- Bei Verletzungen: anderer Arm
- Bei starker Schuppenflechte oder anderen Hauterkrankungen im befallenen Bereich sollte der andere Arm verwendet werden
- Bei Menschen mit einer Halbseitenlähmung, beispielsweise nach einem Schlaganfall, wird der Blutdruck am gesunden Arm gemessen.
- Nach einer Brustkrebsoperation wird den Patientinnen häufig davon abgeraten am Arm auf der Seite der Operation den Blutdruck zu messen. Dadurch kann eine Lymphabflussstauung verstärkt werden.
- Bei einem Lymphödem aus anderer Ursache
- Bei Dialysepatienten (Shuntarm)
Blutdruckmessgeräte können (im Fachhandel) gekauft werden, die Preise sind auch qualitätsabhängig. Eine Messung beim Kassenarzt wird nicht extra verrechnet. Die Blutdruck-Langzeitmessung muss selbst bezahlt werden, einige Krankenkasse wie (BVA, VAEB oder SVA) gewähren Zuschüsse. Privatversicherungen übernehmen die Kosten in der Regel zur Gänze.
- Pflege heute, Nicole Menche(Hrsg), Urban&Fischer Verlag, 2. Auflage, München, 2001
- Lymphödem bei und nach Krebs - Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum (13.06.2019)