Stuhlinkontinenz ist oft mit einer großen psychischen Belastung verbunden. Wichtig ist es, bei Schwierigkeiten mit der Stuhlkontrolle frühzeitig eine Ärzt:in aufzusuchen. In vielen Fällen ist Stuhlinkontinenz gut behandelbar und ein normaler Alltag möglich.
- Von Stuhlinkontinenz spricht man, wenn immer wieder Darmgase, oder Stuhl entweichen, ohne dass Betroffene dies beeinflussen können.
- Stuhlinkontinenz ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom.
- Ursache können u.a. Verletzungen des Schließmuskels, Erkrankungen des Darms, die zu einem Verlust der Reservoirfunktion des Enddarms führen z.B. chronische Darmentzündungen wie Morbus Crohn, Tumoren oder Bestrahlungen, aber auch neurologische Erkrankungen und Nervenschädigungen darstellen.
- Je nach Ursache und Schweregrad der Stuhlinkontinenz kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten wie Beckenbodentraining, aber auch Operationen zum Einsatz.
- Die Prognose bei Stuhlinkontinenz ist unterschiedlich und hängt u.a. von Ausprägung und Alter des Betroffenen ab.
- Wichtig ist, bei Problemen mit der Stuhlkontrolle frühzeitig eine Ärzt:in aufzusuchen und eine Therapie einzuleiten. So kann die Lebensqualität enorm gesteigert werden.
Art | Symptom |
---|---|
Häufige Ursachen | Verletzungen des Schließmuskels, Verlust der Reservoirfunktion des Enddarms, neurologische Erkrankungen und Nervenschädigungen |
Symptome | unkontrollierter Abgang von Darmgasen und Stuhl jeglicher Konsistenz |
Diagnose | Erhebung der Krankengeschichte, Stuhltagebuch, optische Beurteilung und Untersuchung des Schließmuskelapparates mit dem Finger sowie weiterführende Untersuchungen wie Proktoskopie und Rektoskopie |
Behandlung | Konservative Maßnahmen wie Stuhlregulierung, Beckenbodentraining, Medikamente, Operation |
FAQ (Häufige Fragen)
Was kann man bei Stuhlinkontinenz tun?
Je nach Ursache der Stuhlinkontinenz kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz. Oft wird eine Kombination aus unterschiedlichen Maßnahmen angewendet. Mögliche Behandlungen sind z. B. Stuhlregulierung, Medikamente, Toilettentraining, Beckenbodentraining, Biofeedback oder operative Therapien.
In welchem Alter kann Stuhlinkontinenz auftreten?
Stuhlinkontinenz kann in jedem Alter vorkommen, ältere Menschen sind aber häufiger betroffen als junge.
Wie erkennt man Stuhlinkontinenz?
Folgende Beschwerden können bei Stuhlinkontinenz auftreten:
- unkontrollierter Abgang von Stuhl
- unkontrollierter Abgang von Darmgasen
- regelmäßig verschmutzte Unterwäsche
- Hautreizungen durch den ständigen Kontakt mit Stuhl
Kommt es zu einem ungewollten Abgang von Stuhl, spricht man von Stuhlinkontinenz. Betroffene können das Entleeren des Darms nicht mehr bewusst steuern, Stuhl, oder Darmgase entweichen unkontrolliert. Bei Stuhlinkontinenz handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das bei verschiedenen Erkrankungen auftreten kann.
Stuhlinkontinenz kann in jedem Alter vorkommen, ältere Menschen sind aber häufiger betroffen als junge. Bei Frauen tritt das Problem öfter auf als bei Männern. Das liegt zum einen an den unterschiedlichen anatomischen Gegebenheiten im Beckenbereich und zum anderen daran, dass Schwangerschaften und Geburten die Entstehung von Stuhlinkontinenz begünstigen können.
Die kontrollierte Ausscheidung von Stuhl ist ein komplexer Vorgang, der durch unterschiedliche Störungen beeinflusst werden kann. Je nach Ursache unterscheidet die Medizin folgende Formen der Stuhlinkontinenz:
Muskuläre Stuhlinkontinenz: | Der Schließmuskel ist nicht mehr intakt. Die häufigste Ursache für Schließmuskelverletzungen bei Frauen stellen Verletzungen bei der Entbindung dar. Weiters kann der Muskel auch bei Operationen im Analbereich verletzt werden. |
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Neurogene Stuhlinkontinenz: | Eine Störung im Nervensystem ist die Ursache. Nervenschäden können die Folge von Erkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), Demenz oder Schlaganfall sein. |
Konsistenzbedingte Stuhlinkontinenz: | Dünnflüssiger Stuhl in Folge einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn. Je dünner der Stuhl, desto schlechter kann er zurückgehalten werden. |
Sensorische Stuhlinkontinenz: | Die sensible Wahrnehmung der Analkanalschleimhaut ist gestört, Betroffene spüren keinen Stuhldrang. Mögliche Ursachen sind Operationen am Darm oder Hämorrhoiden. |
Überlauf-Stuhlinkontinenz: | Kann bei einer langanhaltenden Verstopfung kein Stuhl ausgeschieden werden und dickt ein, kann in Folge nur dünnflüssiger Stuhl daran vorbei und tritt ungewollt aus. |
Warum es zu Stuhlinkontinenz kommt, ist sehr unterschiedlich. Stuhlinkontinenz kann u.a. folgende Ursachen haben:
- Entbindungsbedingte Verletzungen des Beckenbodens
- Schädigungen des Schließmuskels durch Operationen oder Unfälle
- Verletzungen oder Erkrankungen des Rückenmarks
- Mastdarmvorfall
- Demenz
- Nervenschädigungen in Folge von Diabetes
- Eingeschränkte Reservoirfunktion durch Tumoren, entzündliche Darmerkrankungen oder vorausgegangene Bestrahlungen des Endarms
Folgende Beschwerden können bei Stuhlinkontinenz auftreten:
- unkontrollierter Abgang von Stuhl
- unkontrollierter Abgang von Darmgasen
- regelmäßig verschmutzte Unterwäsche
- Hautreizungen durch den ständigen Kontakt mit Stuhl
Schweregrade der Stuhlinkontinenz
Je nach Ausprägung lässt sich Stuhlinkontinenz grob in drei Schweregrade einteilen:
Schweregrad | Anzeichen |
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Grad 1 | unkontrollierter Abgang von Darmgasen |
Grad 2 | unkontrollierter Abgang von Darmgasen und flüssigem Stuhl |
Grad 3 | unkontrollierter Abgang von festem, flüssigem Stuhl und Darmgasen |
Der Weg zur Ärzt:in dauert oft lange, da viele Menschen bei unkontrolliertem Stuhlabgang Angst oder Scham empfinden. Ein offenes Gespräch mit der Ärzt:in ist aber der erste wichtige Schritt, um die Ursache zu finden, eine Therapie einzuleiten und die Lebensqualität enorm zu verbessern.
Bei Problemen mit der Kontinenz ist meist die Hausärzt:in der erste Ansprechpartner. Diese ist für die Weiterleitung an die richtige Adresse zuständig. Für die Diagnose und Therapie der Stuhlinkontinenz ist die Proktolog:in die richtige Anlaufstelle.
Bei einer ausführlichen Anamnese (Patient:in-Ärzt:in-Gespräch) wird die Ärzt:in unter anderem Fragen zu den Beschwerden und dem Stuhlverhalten stellen. Ein Stuhltagebuch kann hilfreich sein.
Wichtige Fragen sind u.a.:
- Wie oft haben Sie Stuhlabgang?
- Wie oft haben Sie unkontrollierten Stuhlabgang?
- Wie oft müssen Sie sich beeilen, um es rechtzeitig auf das WC zu schaffen?
- Wie oft haben Sie Stuhlabgang, ohne es zu spüren?
- Ist Ihre Unterwäsche verschmutzt?
- Wie sehr ist Ihr Alltag durch die Stuhlinkontinenz eingeschränkt?
Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Bauch vorsichtig abgetastet und auf Narben, die einen Hinweis auf Voroperationen geben, untersucht wird.
Zudem wird der Analbereich auf mögliche Veränderungen der Haut, Erkrankungen wie Fisteln oder Fissuren aber auch muskuläre Defekte untersucht. Der Schließmuskel wird behutsam abgetastet und ein erster Eindruck von der Funktion des Schließmuskelapparates gewonnen.
Mögliche weitere Untersuchungen sind:
- Proktoskopie: Spiegelung des Enddarms
- Rektoskopie: Spiegelung des Mastdarms
- Koloskopie: Spiegelung des Dickdarms – bei Verdacht auf einen Tumor oder als Vorsorge ab 45 Jahren
- Anorektale Manometrie (Analsphinktermanometrie): Überprüfung der Funktion des Schließmuskels
- Endosonografie: Ultraschall der Schließmuskulatur
- Magnetresonanztomografie (MRT) – bei bestimmten Fragestellungen
Mehr zum Thema: Koloskopie » Wie erfolgt die Untersuchung?
Je nach Ursache der Stuhlinkontinenz kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zum Einsatz. Welche Behandlung die richtige ist, wird von der Ärzt:in sorgfältig abgewägt. Oft kommt eine Kombination aus unterschiedlichen Maßnahmen zum Einsatz.
Mögliche Therapien bei Stuhlinkontinenz:
- Stuhlregulierung: Als ersten Schritt ist ein regelmäßiger Stuhlgang wichtig. Dafür sind vor allem eine ausreichende Flüssigkeits- und Ballaststoffzufuhr wichtig. Je fester der Stuhl desto besser kann er gehalten werden, in Kombination mit einer gezielten Entleerung (Abführzäpfchen oder kleine Einläufe) können Inkontinenzepisoden verhindert werden.
- Medikamente: Das am häufigsten eingesetzte Medikament ist Loperamid, das durch vermehrte Wasserresorption im Dickdarm und verlangsamte Darmtransportzeit zur Festigung des Stuhls beiträgt.
- Toilettentraining: Durch regelmäßige Toilettenzeiten kann der Darm an bestimmte Entleerungs-Zeiten gewöhnt werden.
- Beckenbodentraining: Bei leichter Stuhlinkontinenz kann gezieltes Muskeltraining des Schließmuskels (Sphinkter) die Spannung und Stärke erhöhen. Am besten werden die Übungen von einer spezialisierten Beckenboden-Physiotherapeut:in erlernt.
- Biofeedback: Kommt bei Patient:innen zum Einsatz, die Probleme haben, den eigenen Beckenboden und die Schließmuskelspannung bewusst wahrzunehmen.
- Elektrostimulation: Kann dabei unterstützen, die Schließmuskelfunktion zu verbessern.
- Operationen: Bei Versagen der konservativen Maßnahmen und können auch operative Therapien zum Einsatz kommen. Welche und ob eine Operation sinnvoll ist, wird individuell entschieden und ist zum Teil abhängig von der Ursache.
Führen alle Maßnahmen nicht zum Erfolg, kann in schweren Fällen ein künstlicher Darmausgang (Kolostoma) in Erwägung gezogen werden.
Mehr zum Thema: Beckenbodentraining » Welche Übungen helfen?
Wichtige Hilfsmittel, die bei Stuhlinkontinenz zur Verfügung stehen, sind:
- Analtampon
- aufsaugende Inkontinenzmittel wie Einlagen oder Inkontinenzhosen
- TAI (Trans-Anale Irrigation) Einlaufssets
Diese Hilfsmittel können Betroffenen Sicherheit geben und eine Teilnahme am Alltag erleichtern.
Die Prognose bei Stuhlinkontinenz ist sehr individuell, da sie u. a. von Ausprägung, Ursache und Alter des Betroffenen abhängt. Bei entsprechender Therapie sind die Beschwerden meist gut in den Griff zu bekommen und die Lebensqualität bessert sich deutlich.
Mehr zum Thema: Inkontinenz » Was tun bei unfreiwilligem Harnverlust?
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Inkontinenz (30.10.2024)
- DocCheck Flexikon: Stuhlinkontinenz (30.10.2024)
- Deutsche Kontinenz Gesellschaft: Stuhlinkontinenz (30.10.2024)
- MSD Manual: Stuhlinkontinenz (30.10.2024)
- Deximed: Stuhlinkontinenz (Analinkontinenz)(30.10.2024)
- Pflege.de: Stuhlinkontinenz (30.10.2024)