Akuter Lärmschaden (Akustisches Trauma, Lärmtrauma, Schalltrauma)

Mädchen hört laut Musik auf der Couch
Lautes Musikhören kann die Ursache für einen akuten Lärmschaden sein.
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Unter einem akuten Lärmschaden versteht man eine durch starke Schallreize (z.B. Knall, Explosion, Lärm) ausgelöste Schädigung der Haarzellen im Ohr.

Medizinische Expertise

Andreas Temmel

Dr. Andreas Temmel

Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Brunnergasse 1-9/4/4, 2380 Perchtoldsdorf
www.hno-ordination.at
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Der akute Lärmschaden ist durch die ständig zunehmende Lärmbelästigung eine häufig auftretende Schädigung des hochsensiblen Hörorgans. Schwerhörigkeit und Tinnitus sind oft die Folge. Die Symptome bessern sich in der Regel innerhalb von 24 Stunden von selbst bzw. sind bei rascher medizinischer Behandlung gut therapierbar.

  • Ein Lärmschaden entsteht durch eine starke Lärmbelastung.
  • Dabei werden die Haarzellen des Innenohrs geschädigt.
  • Je nach Auslöser unterscheidet man Knalltrauma, Explosionstrauma und akute Lärmschwerhörigkeit.
  • Im Gegensatz dazu steht der chronische Lärmschaden. Dauerhafte Schwerhörigkeit ist die Folge.
  • Der richtige Ansprechpartner bei einem Lärmschaden ist der HNO-Arzt.
Art Schädigung der Haarzellen des Innenohrs
Auslöser starke Schallreize (Knall, Explosion, laute Musik)
Übertragung nicht ansteckend
Symptome Ohrgeräusche, Hörminderung
Therapie Kortison-Infusionen

Bei einem Lärmschaden (akustisches Trauma) kommt es zu einer Schädigung der Haarzellen des Innenohrs, meist durch akute oder chronische Lärmeinwirkung. Während der akute Lärmschaden auf ein einmaliges Ereignis zurückgeführt werden kann (z.B. Knall), ist der chronische Lärmschaden die Folge einer länger andauernden Lärm-Exposition.

Der akute Lärmschaden tritt sehr häufig auf, insbesondere das Knalltrauma. Man geht davon aus, dass etwa zwei Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre einen Hörschaden infolge einer Lärmbelastung haben. Besonders auffällig ist die steigende Zahl der lärmgeschädigten Jugendlichen. Laute Musik, vor allem durch portable Musikgeräte, kommt hier als Hauptursache in Frage.

Ein akuter Lärmschaden entsteht in Folge einer Schädigung der Haarzellen des Innenohrs – verursacht durch akustische Energie (Schall). Er ist immer abhängig von Lautstärke, Einwirkungszeit und der individuellen Empfindlichkeit der Person sowie deren genetischer Veranlagung. Besonders in jungen Jahren regeneriert sich das Hörorgan nach einem akuten Lärmschaden schnell, häufige Lärmüberlastung kann es jedoch dauerhaft schädigen.

Dabei unterscheidet man:

  • Knalltrauma
  • Explosionstrauma
  • Akute Lärmschwerhörigkeit
Knalltrauma Explosionstrauma Akute Lärmschwerhörigkeit
Entstehung durch einen kurzen Knall (unter einer Millisekunde und ab 140 dB) kommt es zur Schädigung der Haarzellen im Innenohr Schädigung der Haarzellen im Innenohr und Riss des Trommelfells durch plötzliche extreme Lärmbelastung (über 3 Millisekunden und ab 140 dB) durch Lärmbelastung (ab 100 dB) über einen längeren Zeitraum werden die Haarzellen des Innenohrs geschädigt, z. B. bei einem Rockkonzert
Auslöser Airbag, Feuerwerkskörper, Schuss, Spielzeugpistolen, Schlag aufs Ohr typische Kriegs- und Militärverletzung (Bombendetonation), Betriebsunfälle (z. B. Kesselexplosion) Musik (betroffen sind Musiker ohne Lärmschutz, DJs, Chormitglieder)
Symptome akute Hörminderung akute Hörminderung akute Hörminderung
Begleitsymptome Tinnitus Tinnitus, Schwindelgefühl Tinnitus

Knalltrauma

Das Knalltrauma entsteht durch einen kurz einwirkenden Knall – es reicht schon eine Millisekunde – mit hoher Lautstärke (zirka 140 dB). Die Druckwelle wird durch das Trommelfell und die Gehörknöchelchen in das Innenohr übertragen und es kommt zu einer mechanischen Schädigung der Innenohrhärchen (Haarzellen). Dabei wird jedoch das Trommelfell nicht verletzt. Das Knalltrauma ist gut heilbar, speziell junge Menschen erholen sich rasch davon. Kommt es berufsbedingt oder aus anderen Gründen zu regelmäßigen Knalltraumata, kann der akute Lärmschaden aber in einen chronischen übergehen.

Explosionstrauma

Beim Explosionstrauma kommt es neben der Schädigung des Innenohrs zusätzlich auch zu einer Schädigung des Mittelohrs, beispielsweise zu einem Riss des Trommelfells oder einer Luxation der Gehörknöchelchen. Auch hier ist eine Lautstärke von zirka 140 dB als Richtwert anzusehen, die Einwirkungszeit des Geräuschs beträgt mehr als 3 Millisekunden. Das Explosionstrauma ist ohne medikamentöse Behandlung nicht reversibel.

Akute Lärmschwerhörigkeit

Bei der akuten Lärmschwerhörigkeit dauert die Lärmeinwirkung länger, wie beispielsweise während eines Rockkonzerts. Auch hier kommt es zu einer Schädigung des Innenohrs, jedoch ohne Verletzung des Trommelfells.

Chronischer Lärmschaden durch akutes Trauma

Wiederkehrende akute Traumata können einen chronischen Lärmschaden – also dauerhafte Schwerhörigkeit – verursachen. Diese Gefahr besteht bei einer ständigen und regelmäßigen Überbeanspruchung des Innenohrs – z.B. ein ständig laufender Anschlagdrucker (zirka 80 dB) über einen langen Einwirkungszeitraum.

Bei allen akuten Traumata kommt es zu einer zwischenzeitlichen Hörminderung. Jeder Betroffene empfindet dies anders, beschrieben wird es jedoch oft als

  • Rauschen im Ohr
  • dumpfes Gefühl im Ohr
  • Wattegefühl im Ohr
  • verschlagenes Ohr

Begleitend treten oft Ohrgeräusche (Tinnitus) und – vor allem bei einem Explosionstrauma – ein Schwindelgefühl auf. Häufig ist von den Beschwerden nur ein Ohr betroffen.

Erster Ansprechpartner bei einem akuten Lärmschaden ist der HNO-Arzt. Dieser wird nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) eine körperliche Untersuchung durchführen. Durch eine ohrmikroskopische Untersuchung (Otoskopie) wird ein eventueller Schaden des Trommelfells beurteilt. Danach wird beim Hörtest ein Tonaudiogramm (Hörkurve) erstellt. Bei etwa 4000 Hertz, im hochfrequenten Bereich, ist das Maximum der Schädigung auf der Hörkurve ersichtlich. Bei regelmäßigen Traumata werden Hörstörungen mit jedem Jahr stärker und greifen auch auf den Niedrigtonbereich über.

Der anfängliche Hörverlust und der mögliche Tinnitus verbessern sich oft rasch von selbst. Ist jedoch innerhalb von 24 Stunden keine Veränderung der Symptome feststellbar, so ist das Aufsuchen eines HNO-Arztes dringend anzuraten. Nach der Diagnose erfolgt eine Therapie mit Kortison-Infusionen, die jedoch nur im akuten Zustand zu einer Verbesserung führen.

  • Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung ist die Stressvermeidung von großer Wichtigkeit für die Regeneration des Lärmschadens.
  • Auch die erhöhte Sauerstoffaufnahme durch leichte sportliche Betätigung wie Wandern oder schnelles Gehen fördert das allgemeine Wohlbefinden und damit das Abklingen der Symptome.
  • Wichtig ist vor allem die Prävention, um Lärmschaden zu vermeiden. Das überlegte Umgehen mit Lärm und Lärmquellen ist dabei oberstes Prinzip.
  • Lärmschutz in Form von Kopfhörern oder Ohrenstöpseln (z.B. bei Flughafenmitarbeitern) ist, neben der Vermeidung, der einzige Schutz.

Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

3. Januar 2023

Erstellt am:

2. Januar 2018

Stand der medizinischen Information:

20. Juli 2022


ICD-Code:
  • H83

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