Bestimmte Risikofaktoren, wie unter anderem Herzfehler oder künstliche Herzklappen, können die Entstehung einer Endokarditis begünstigen. Wichtig ist, dass eine Herzinnenhautentzündung bzw. Herzklappenentzündung so früh wie möglich erkannt und behandelt wird, um schwere Verläufe zu vermeiden. In Europa liegt die geschätzte Häufigkeit (Inzidenz) der infektiösen Endokarditis bei etwa 3 bis 7 Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr.
Zusammenfassung
- Bei einer Endokarditis sind Herzinnenhaut sowie meist auch eine oder mehrere Herzklappen entzündet.
- Auslöser für eine Endokarditis sind in den meisten Fällen Bakterien. Diese können beispielsweise durch entzündete Zähne, schlecht heilende Wunden oder andere kleine Infektionen ins Blut und mit dem Blutkreislauf zum Herzen gelangen.
- Eine Endokarditis macht sich zunächst meist mit Symptomen, die auch bei anderen Entzündungen auftreten können, bemerkbar. Dazu zählen unter anderem Fieber, Erschöpfung und Blässe.
- Die Endokarditis wird in der Regel mit Hilfe eines Herzultraschalls und einer Blutuntersuchung diagnostiziert.
- In den meisten Fällen werden zur Therapie Antibiotika intravenös verabreicht.
- Bei etwa der Hälfte der Betroffenen ist zusätzlich eine Operation notwendig.
Endokarditis im Überblick
Art | Entzündung der Herzinnenhaut und/oder der Herzklappen |
---|---|
Ursache | u.a. Bakterien, Pilze oder bestimmte Vorerkrankungen |
Symptome | je nach Ursache u.a. Fieber, Schwäche, Herzgeräusche, Blässe oder andere Hautzeichen |
Diagnose | u.a. durch Ultraschall und Blutuntersuchung, zusätzliche Bildgebung (CT, PET/CT) und Untersuchungen je nach Beschwerden |
Behandlung | je nach Ursache Antibiotika, Behandlung der Vorerkrankung, Operation |
FAQ (Häufige Fragen)
Wie merkt man eine Endokarditis?
Die Symptome einer Endokarditis hängen stark von Ursache und Form ab. Die Erkrankung kann in einer akuten, rasch fortschreitenden als auch in einer subakuten Form auftreten, bei der sich die Symptome schleichend entwickeln.
Folgende Symptome sind möglich:
- Fieber
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Schüttelfrost
- Schwächegefühl
- Herzrasen
- Herzgeräusche
- Nachtschweiß
- Blässe und andere Hautzeichen, wie Rote Punkte auf der Haut (Petechien),
Blutstreifen unter den Nägeln und kleine Flecken/Knoten an Haut - Muskel- und Gelenkschmerzen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Was sind die Ursachen einer Endokarditis?
Überwiegend tritt die infektiöse Endokarditis auf. Sie wird durch Bakterien ausgelöst. Bei einer nicht-infektiösen Endokarditis kommt es ohne Beteiligung von Krankheitserregern zu einer Entzündung der Herzinnenhaut und der Herzklappen. Auslöser können bestimmte Grunderkrankungen, wie das rheumatische Fieber oder Lupus erythematodes, sein.
Ist eine Endokarditis tödlich?
Dank moderner Diagnose- und Therapiemöglichkeiten kann eine Endokarditis heute in rund 70 % der Fälle erfolgreich behandelt werden. Ohne Behandlung verläuft eine infektiöse Endokarditis jedoch nahezu immer tödlich.
Bei einer Endokarditis handelt es sich um eine Entzündung der innersten Schicht der Herzwand, der sogenannten Herzinnenhaut (Endokard). Meistens sind auch eine oder mehrere Herzklappen entzündet.
Die Endokarditis ist eine seltene Erkrankung, die prinzipiell jeden betreffen kann. Besonders gefährdet sind aber Personen mit angeborenen Herzfehlern oder nach Herzoperationen. Bei älteren Erwachsenen (über 60 Jahre) kommt die Erkrankung häufiger vor. Unbehandelt kann eine Endokarditis schwerwiegende Komplikationen verursachen oder sogar zum Tod führen.
Je nach Ursache werden zwei Formen von Endokarditis unterschieden:
- Infektiöse (bakterielle) Endokarditis
- Nicht-infektiöse (abakterielle) Endokarditis
Infektiöse Endokarditis | Überwiegend tritt die infektiöse Endokarditis auf. Sie wird durch Bakterien ausgelöst, meist Staphylokokken, Streptokokken oder Enterokokken. Aber auch andere Bakterien oder Pilze (Candida) kommen als Auslöser in Frage. Die Krankheitserreger gelangen in der Regel über den Blutkreislauf ins Herz und besiedeln dort vor allem Herzinnenhaut und Herzklappen. |
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Nicht-infektiöse Endokarditis | Bei einer nicht-infektiösen Endokarditis kommt es ohne Beteiligung von Krankheitserregern zu einer Entzündung der Herzinnenhaut und der Herzklappen. Auslöser können bestimmte Grunderkrankungen, wie das rheumatische Fieber oder Lupus erythematodes, sein. Das rheumatische Fieber tritt als Folge einer Infektion mit Streptokokken (meiste des Rachens) auf und führt zu entzündlich-rheumatischen Vorgängen im Körper, davon können auch Herzinnenhaut und Herzklappen betroffen sein. Lupus erythematodes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigene Strukturen, wie die Herzinnenhaut, angreift. |
Risikofaktoren für eine Endokarditis
Es gibt bestimmte Faktoren, die das Risiko für die Entstehung einer Endokarditis erhöhen:
- bestehende Herzkrankheiten
- künstliche Herzklappen oder Herzschrittmacher
- geschwächtes Immunsystem
- vorangegangene Endokarditis
- zahnärztliche Eingriffe, schlechte Zähne oder Zahninfektionen
- intravenöser Drogenmissbrauch
- höheres Alter
- Herzkrankheiten, z. B. Herzklappenfehler (angeboren oder erworben)
- Dialysepatient:innen (z. B. bei Nierenversagen)
- Geschwächtes Immunsystem (z.B. HIV)
Überwiegend tritt die infektiöse Endokarditis auf. Sie wird durch Bakterien ausgelöst, meist Staphylokokken, Streptokokken oder Enterokokken. Aber auch andere Bakterien oder Pilze (Candida) kommen als Auslöser in Frage.
Die Symptome einer Endokarditis hängen stark von Ursache und Form der Endokarditis ab. Die Erkrankung kann in einer akuten, rasch fortschreitenden Form als auch in einer subakuten Form auftreten, bei der sich die Symptome schleichend entwickeln.
Folgende Symptome sind möglich:
- Fieber
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Schüttelfrost
- Schwächegefühl
- Herzrasen
- Herzgeräusche
- Nachtschweiß
- Blässe und andere Hautzeichen, wie rote Punkte auf der Haut (Petechien), Blutstreifen unter den Nägeln und kleine Flecken/Knoten an der Haut
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
Bei einer nicht-infektiösen Endokarditis unterscheiden sich die Symptome je nach Grunderkrankung. So stehen bei einer rheumatischen Endokarditis oft Gelenkschmerzen im Vordergrund. Bei Lupus erythematodes können Hautveränderungen, Gelenkschmerzen und neurologische Beschwerden auftreten.
Die Entzündung kann an den Herzklappen Blutgerinnsel (Thromben) verursachen. Lösen sich diese ab und gelangen in Haut, Gehirn oder Lunge, können weitere Symptome wie Hautveränderungen, neurologische Störungen (z.B. Lähmung, Taubheitsgefühl) oder Atemnot auftreten.
Folgende Komplikationen können durch Endokarditis verursacht werden:
- Herz: Klappenzerstörung, Herzinsuffizienz, Abszess, Reizleitungsstörungen (Herzblock)
- Gehirn: Schlaganfall, Hirnblutung, Hirnabszess
- Andere Organe: Milzinfarkt, Niereninfarkt/-entzündung, Wirbelsäulenentzündung (Osteomyelitis), Lungenembolien
- Immunsystem: Immunkomplex-Glomerulonephritis
- Körperliche Untersuchung: Nach einer ausführlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) wird der Arzt eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei wird er unter anderem das Herz mit einem Stethoskop abhören, um mögliche Herzgeräusche zu erkennen, die auf eine Schädigung der Herzklappen hinweisen können.
- Echokardiographie: Bei Verdacht auf eine Endokarditis folgt eine Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie). Damit können Veränderungen an den Herzklappen sichtbar gemacht werden.
- Transösophageales Echokardiographie (TEE, Schluck – Herzultraschall): Neben gewöhnlichem Herzultraschall ist die Transösophageale Echokardiographie von zentraler Bedeutung. Dabei wird das Herz mittels endoskopischer Sonde mit integriertem Ultraschallkopf untersucht.
- Blutuntersuchung: Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Blutuntersuchung. Im Labor werden sogenannte Blutkulturen angelegt, um den verantwortlichen Erreger zu identifizieren. Die Identifikation des Erregers ist entscheidend, um das passende Antibiotikum gezielt auswählen zu können.
Weitere mögliche Untersuchungen:
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Computertomographie (CT)
- Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
- Endokard-Biopsie (Entnahme einer Gewebeprobe der Herzinnenhaut)
Wie eine Endokarditis behandelt wird, hängt stark von der Ursache ab. Folgende Therapieoptionen stehen zur Verfügung:
- Antibiotika: Bei einer bakteriellen Endokarditis ist die wichtigste Therapiemaßnahme eine schnelle Antibiotikagabe. Diese wird meist intravenös verabreicht, oft über mehrere Wochen.
- Chirurgische Behandlung: Sind die Herzklappen durch die Entzündung stark geschädigt oder treten Komplikationen wie Abszesse oder Embolien auf, kann eine Herzoperation notwendig sein. In etwa der Hälfte der Fälle müssen künstliche Herzklappen implantiert werden.
- Behandlung der Grunderkrankung: Bei einer nicht-infektiösen Endokarditis ist es wichtig, dass die Grunderkrankung ausreichend therapiert wird. Bei rheumatischem Fieber kommen entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika zum Einsatz, bei Lupus erythematodes helfen immunsuppressive Medikamente.
Eine Herzklappen-OP wird erwogen bei:
- Schwerer Klappenschädigung mit Herzschwäche
- Abszess am Herzen oder Fortbestehen der Infektion trotz Antibiotika
- Sehr großen Vegetationen oder wiederholten Embolien
Mehr zum Thema: Herzklappen-Ersatz » Wie erfolgt der Eingriff?
Die Prognose bei einer Endokarditis hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Zeitpunkt der Diagnose
- Ursache der Endokarditis
- Ausmaß der Herzklappenschädigung
- Allgemeinzustand und Alter der Patient:in
- Immunsystem
- Vorerkrankungen
Dank moderner Diagnose- und Therapiemöglichkeiten kann eine Endokarditis heute in rund 70 % der Fälle erfolgreich behandelt werden. Ohne Behandlung verläuft eine infektiöse Endokarditis jedoch nahezu immer tödlich.
Eine gezielte Vorbeugung ist vor allem für Menschen mit erhöhtem Endokarditis-Risiko wichtig. Dazu zählen Personen mit
- vorangegangener Endokarditis
- bestimmten Herzfehlern
- künstlichen Herzklappen
- Dialyse-Patient:innen
- Schlechte Zahngesundheit, Zahninfektionen
- Träger:innen von Herzschrittmachern/Defibrillatoren
- Geschwächtes Immunsystem (z.B. durch HIV, Medikamente)
Diesen Hochrisikopatient:innen wird bei bestimmten medizinischen Eingriffen (wie z.B. einer Zahnextraktion) eine antibiotische Endokarditis-Prophylaxe empfohlen.
Mehr zum Thema: Herzklappenerkrankungen » Welche gibt es?
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Endokarditis (23.04.2025)
- Medizinische Universität Wien: Endokarditis und Endokarditisprophylaxe (23.04.2025)
- DocCheck Flexikon: Endokarditis (23.04.2025)
- DocCheck Flexikon: Bakterielle Endokarditis (23.04.2025)
- Deutsches Herzzentrum der Charité: Endokarditis (23.04.2025)
- Deutsche Herzstiftung: Endokarditis: Diagnose und Behandlung (23.04.2025)
- MSD Manual: Infektiöse Endokarditis (23.04.2025)
- Universitätsklinikum Jena: Echokardiographie (06.10.2025)